/truơc/;
tr®̀¡ (E), tr̀¬̛c (S) m., 'Pfad, Weg; Viehweglein'.
Vorröm. *TROGIO- 'Fussweg, Steig, Holzschleife' (REW 8934: *TROJU ["engad. true̛c", sic!]; RN 2, 348 mit weiterer Lit.), rtr. truoi (E), trutg (S), m., offenbar über eine artr. Stufe /truơc/ bzw. /trüơ̈c/: Ging als Lehnwort Trüia, Treije f. etc. früh ins Alem. des voralpinen und alpinen Raumes über (siehe oben s. v. Treije).
Neben dem über das Alem. verbreiteten Lehnworttyp Treije f. scheint in Unterrätien vereinzelt auch der artr. Typ sich nach der Verdeutschung in Namen unmittelbar erhalten zu haben: artr. /truơc/ hat als Namenelement /troks/ (mit Velarisierung des ausl. Palatals /-̛c/ > /-k/) den Sprachwechsel überdauert. Das ausl. /-s/ ist entweder als Pluralmorphem oder als Rest des artr. Nominativ Singular (im Rahmen der artr. Zweikasusflexion) zu werten. Da solche /-s/ sich oft analogisch weiterverbreitet haben (sog. «Ortsnamen-s»; wozu Stricker 1974, 80, N. 2; grundsätzlich Schmid 1951, 50), kann im Einzelfall ihre Natur nicht immer sicher bestimmt werden.
Dieses Wort kommt in folgenden Namen vor:

Tröxle Schaan ist Reflex dieses Typs, als Name zusätzlich erweitert um das alem. Diminutivsuffix -le; der Name weist eine Reihe von urk. Belegformen des Typs Trox / Trogs auf. Bei solchen Verkleinerungsformen handelt es sich meist um den sprachlichen Ausdruck einer Abspaltung und Eigenbenennung eines kleinen Teilgebiets von dem mit dem Grundnamen bezeichneten Raum; auch eine Art Koseform für ein (ungeteiltes) Gebiet ist jedoch möglich. Der Name ist also zunächst zu verstehen als 'beim (kleinen) «Trox»'; da wir es hier mit dem altrom. Worttyp zu tun haben, kommt ja für die Zeit nach dem Sprachwechsel, also gemäss dem Verständnis der deutschsprachigen Bewohner, eine appellativische Deutung (nämlich eine zurückgreifende Übersetzung 'bei den Viehweglein' oder 'beim Pfad') nicht mehr in Frage.
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-̄OLU bzw. -̄OLA: Artr. *truiüöl m. 'kleiner Pfad, Viehweglein', bzw. hier *truiola (f./ koll.): durch die Suffigierung gelangte das (rom.) palatale Element von *TROGIO- in intervokalische (vortonige) Stellung, was eine Verhärtung zu /-̛c/ (die im absoluten Auslaut eingetreten wäre) verhinderte und zu einem halbvokalischen /--/ führte, also zu /trùol½/. - Der skizzierte Ableitungstyp lebt in Namen weiter in Graubünden etwa als Triola Peiden, Triel Vella, Tergiel Tersnaus, urk. 1433 Druyuol Domat, Trious Ardez. Für Unterrätien kann es angesetzt werden in Matruela Triesen (siehe nächster Absatz) und in Waltrual Tschagguns (VNB I/2, 80, hier verbunden mit rtr. val f. 'Tal'). - Zum Suffix vgl. ausführlich Stricker 1974, 279f.
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Artr. munt *truiola 'Berggut mit Viehweglein'. Hieher also Matruela Triesen: die Namenform entwickelte sich aus dem oben angesetzten Syntagma durch Reduktion der Vortonsilbe /munt-/ > /m½t-/ und des Triphthongs /-ùo-/ bzw. /-ǜo-/ > /-îuo-/ bzw. /-Çuo-/ > /-Çu¼-/).
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