k®̀adr½ f., 'Ackerfeld'.
Lat. QUADRA 'Ackerfeld' (zu lat. QUADRUS 'viereckig', QUADRUM 'Viereck'; REW 6921; RN 2, 276), rtr. quadra f.
Als Name ist der Worttyp in dichter Streuung über das gesamte alträtoromanische Gebiet verbreitet (siehe dazu die Angaben in Stricker 1974, 216, Anm. 2; ferner in Stricker 1981b, 201ff.), kommt aber gewöhnlich in einer alten Gemeinde nur einmal vor. Er bezeichnet fruchtbare Fluren an bester Wirtschaftslage.
Dieses Wort kommt in folgenden Namen vor:

a) Namentyp Quadra: Ist erhalten in Quadera Balzers. Dort hat sich (nach der Verdeutschung) in die nachtonige konsonantische Verbindung -DR- ein Sprossvokal ( > -d¼r-) eingeschoben, und der Tonvokal A[ ist (wie auch unten beim Typ Quader) zu /̠¡/ verdumpft worden (durch Anschluss von rtr. a < lat. ##769;A[ an die Entwicklung von ahd. ̠a; vgl. Camenisch 1962, 21f.). Hieher gehört auch etwa Gwodera Wartau (zweimal; Stricker 1981b, 201ff.). Die Erhaltung des ausl. -a ist übrigens für Wartau (gegenüber dem nördlich anschliessenden Gebiet ohne -a) typisch und zeugt von (relativ) längerem Fortleben des Romanischen; auf der rechten Talseite tritt uns ganz derselbe Befund entgegen (Quadera Balzers, jedoch Quader weiter nördlich; allerdings nochmals Quadera Mauren).
Neuers Quoderer (S), Quader (T), Quader (S), Quader (R), Quadera (B), Quadera (M), Quaderröfi (V), Quaderröfi (S), Quaderröfiweg (S), Quaderstrasse (S), Quaderweingarten (S), Quaderwinkel (S) b) Namentyp Quader: In (relativ) älteren Verdeutschungszonen kam es in der Regel (während der Epoche der rtr.-dt. Zweisprachigkeit) zum Abfall von ausl. -a bei rtr. Namen (vgl. Camenisch 1962, 148); daher ergab sich aus der Ausgangsform /kẁad(¼)r½/ auch ein */kẁad(¼)r / > /kẁad¼r/. Hierher (und kaum zu einem rtr. mask. quader, wie noch Stricker 1974, 216) sind die zahlreichen Quader-Namen Unterrätiens zu stellen, worunter Quader Triesen, Quader Schaan, Quader Ruggell, Quader Grabs (Stricker 1974, 214).
Neuers Quoderer (S), Quader (T), Quader (S), Quader (R), Quadera (B), Quadera (M), Quaderröfi (V), Quaderröfi (S), Quaderröfiweg (S), Quaderstrasse (S), Quaderweingarten (S), Quaderwinkel (S) |
-ACEA: Artr. quadratscha f. 'nicht schönes Ackerfeld', teils mit späterem Schwund des ausl. -a. Hieher gehören Quadratsch Balzers und Quadretscha Vaduz. Dieselbe Ableitung treffen wir in der näheren Umgebung in Quadrätscha Buchs, Quadrätscha und im Vorton regelrecht reduziert als Gadretsch Sevelen (vgl. Vincenz 1983, 98, 278 und 196), ferner in Quadratscha Igis, Caträtscha Conters i. P. (RN 2, 277), Quadrätscha Nenzing (VNB I/3, 151; Tiefenthaler 1968, 182), Quadratscha Röns (VNB I/3, 52), Quadrätscha St. Gerold (VNB I/4, 26), Quadretscha Rankweil (VNB I/5, 97). Zur Entwicklung des haupttonigen ##769;A (im Suffix -ACEU: /-̀at̜s/ neben /-̀t̜s/) vgl. ausführlich Camenisch 1962, 59ff. -̄ELLA: Artr. quadrella f. 'kleines Ackerfeld' erscheint in Graubünden nach RN 2, 277 zahlreich: urk. als Quadrella etwa in Jenins, Untervaz, Chur, Tschiertschen, als Gadrälla in Says und Castiel, als Quadrellas urk. in Fläsch und Trimmis, usw. Für Unterrätien seien erwähnt die Reflexe Quadrellen (auch urk. Gudrella) Satteins (VNB I/3, 38, 33), Quadrella Bürs (VNB I/3, 104), urk. Quadrella Nüziders (VNB I/1, 32). Erhalten auch in Quadrella Triesen, dessen Belegreihe gegen Ende des 17. Jhs. abreisst.
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-li: Als dt. toponymisches Diminutiv erscheint der Typ in Quäderli Vaduz, als 'kleiner Teil eines Gebiets namens Quader', bzw. noch appellativisch in primärer Bedeutung 'kleine Ackerflur'. Zur Verbindung romanischer Namen mit dt. Wortbildungselementen (Diminutiv- oder Pluralbildungen) vgl. Stricker 1981c, 43f.
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