m̀u̜sn½ (S, E), m̀®̜sn½ (C) f., 'Haufen zusammengetragener Steine, Lesesteine; Schutthaufen'.
Vorröm. (vorgall.) *M̄KINA 'Steinhaufen' (REW 5800; RN 2, 219f.), rtr. muschna (S, E), mouschna (C), f. 'Haufen zusammengetragener Steine, Schutthaufen'.
Der Worttyp ist als Name in Graubünden recht häufig; auch Battisti bezeichnet den Typus für das Etschgebiet als "comunissimo" (DTA 1, 451). Scheuermeier 1920, 119 erklärt das Wort als charakteristisch für den ostalpinen Raum; es fehlt westlich des Gotthards, kommt aber auch im Brescianischen und Bergamaskischen vor (DTA 1, 136).
Dieses Wort kommt in folgenden Namen vor:

Hieher gehört Mösma Eschen; ein Blick auf die dortige Belegreihe zeigt, dass die Assimilation der Nasale (/m-̜sn-/ > /m-sm-/) erst im 16. Jh. (und damals noch vereinzelt) auftritt; zuvor war ein Typ /m̀usenen/ bzw. /m̀usina/ vorherrschend. Wann die Umlautung /u/ > /ü/ vollzogen wurde, ist den Schreibungen nicht völlig zuverlässig zu entnehmen; spätestens ab Mitte des 15. Jhs. ist damit aber zu rechnen (vgl. dann MÒussinen, LUB I/2; S. 366). Der Grund für die Umlautung scheint nicht in einer allfälligen Pluralbildung zu älterem /m̀us(i)na/ zu liegen, jedenfalls verraten die Belegkontexte keine (an sich denkbare) pluralische Verwendung des Namens. Auch ein allfälliger appellativischer Wert des Namen- bzw. Worttyps ist den Belegen nicht anzusehen; grundsätzlich ist auch dies denkbar. Der Zeitpunkt des Übergangs von rtr. /-̜sn-/ zu /-sn-/ ( > /-sm-/) im Alem. lässt sich aus den Belegformen nicht erkennen. - Der Namentyp findet sich häufig in Graubünden als Muschna, Buschna usw.; aus Unterrätien sind nur wenige Beispiele bekannt: Muosenan Rüthi, das ziemlich sicher nicht (wie Vincenz 1992, 170 erwägt) den Ton auf der letzten Silbe getragen hat und damit auch nicht als Ableitung auf -̂ANU zu werten ist; vielmehr handelt es sich auch dort um den unabgeleiteten Grundtyp (vgl. die Belege bei Mösma Eschen). In Vorarlberg findet sich Mösin Röthis (VNB I/5, 53: /m̊usi¾/, urk. 1354 Musinen, 1480 Müßinnen). Hier ist ausl. -a geschwunden und der Tonvokal ebenfalls zu /ü/ umgelautet. - Zum Grundnamen Mösma ergab sich mittels des dt. Zugehörigkeitssuffixes -er eine adj. Ableitung Mösmer (als Bestimmungsteil in Syntagmen); sie tritt in mehreren Namen (siehe unten) auf. Auch bei Mösmafeld Eschen ist sie aufgrund der Belege (1570 Müsner
Veld!) ursprünglich vorauszusetzen; die heutige Form Mösma- ist nach dem Grundnamen restituiert. - Zur weiteren Dokumentierung des Namentyps in unserem Raum sei hier auch noch auf die beiden Ableitungstypen mittels -̂ETU und -̂ONE hingewiesen (in Liechtenstein fehlen sie): a) artr. */mu̜sn®/ koll., > (dt.) */mu̜sng/ 'Ansammlung von Steinhaufen': so in Muschnei Disentis und Maschnix Malans; auch Büsmig (/b̊usmg/, /b̊u̜smg/) Sennwald (Weiler bei Frümsen) dürfte hieher gehören (vgl. Vincenz 1992, 75ff.); b) artr. *muschnun m. 'grosser Steinhaufen': erhalten in Amaschnun Grabs (Stricker 1974, 9ff.).
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-̄ELLA: Artr. muschnella f. 'kleiner Steinhaufen': Maschnella Eschen. Hieher dürfte auch der Name Schneller Eschen und (örtlich zusammenhängend) Schneller Gamprin gehören: Ausgehend von einer dt. Ableitung auf das Zugehörigkeitssuffix -er (etwa *Muschneller
Wald), konnte durch Ausfall der Anlautsilbe dieses */mu̜sǹe̡l¼r/ unmittelbar zu (elliptischem) /-̜sǹe̡l¼r/ werden. (Daher ist recht wahrscheinlich, dass das abgegangene Maschnella nicht nur sprachlich, sondern auch örtlich mit Schneller zusammengehört.) - Es darf im übrigen wohl angenommen werden, dass der (für Eschen bezeugte) Familienname Schneller wenigstens in unserem Umfeld gleichfalls aus dem einheimischen Geländenamen *(Ma)schnella hervorging; er wäre damit offenbar zu trennen von der deutschen Deutung, die in RN 3, 756 gegeben wird für den ebenfalls um Felsberg und Tamins (seit dem 15. Jh.) bezeugten Familiennamen Schneller (Nomen agentis zum dt. Verb schnellen; vgl. Id. 9, 1227ff.). Ob vielleicht auch die bei Id. 9, 1229 erwähnten (als dt. aufgefassten) Ortsnamen Schneller-Rüfi Jenins und Schneller-Stein Felsberg aus semasiologischen Gründen ('Rüfe', 'Stein': 'Steinhaufen') in diesem Licht neu zu erwägen wären, mag hier offenbleiben. Übrigens kennt RN 2, 595 nur Schneller Jenins und Jenaz sowie das Schnellertobel Grüsch, und stellt sie ebenso zum Familiennamen Schneller (die bei Id. erwähnten Formen fehlen in RN).
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