/l½v̀½/, /l½v̀n½/ f., 'Lawine'.
Lat. LAB̅INA 'Erdsturz, Lawine' (REW 4807; RN 2, 181), rtr. lavina f. [l½vn½] (E, S), lavegna [l½v̀½] (C), f. 'Lawine'. Für unseren Raum ist offenbar von einer Stufe lave(g)na mit Senkung des Tonvokals auszugehen (was aber nicht für alle -̅INA-ABLEITUNGEN gilt, vgl. etwa den Typ rovna); auf ein "altes -ENA-Suffix" (so Nipp 1924, 105f.) scheint man also nicht zurückgreifen zu müssen. - Hieher gehört als frühes Lehnwort auch alem. Läue f. 'id.' (siehe oben s. v.). Hier wird germ. Akzentrückzug sichtbar: /labna/ > /l̀abina/, > /l̀awine/, was im Dt. zunächst zu L̀a®¼n¼ führte; dieses wurde dann (gleich wie Ch̀ett¼n¼ < CATENA, Pf̊att¼n¼ < lat. PATINA < gr. PHATNE) unter Einfluss der alem. Pluralendung -ene(n) als Mehrzahl empfunden, wonach mit Laui (bzw. mit Chetti, Pfätti) eine neue Einzahlform gebildet wurde. Die alem. Singularform Läui (mit -ä-) wurde rückentwickelt aus einem umgelauteten Plural Läuenen.
Dieses Wort kommt in folgenden Namen vor:

Ob bei Elelee Balzers eine Verfremdung aus urspr. *Elawen(a) (Fernassimilation /l-w/ > /l-l/) in Frage kommt, muss offen bleiben (siehe die Ausführungen dort). - Sicher ein direkter Abkömmling von lave(g)na ist Lawena Triesen. Zwar fällt auf, dass das rtr. /-v-/ nicht als /-f-/ eingedeutscht worden ist, doch spricht dies nicht gegen den Ansatz: dass rtr. /-v-/ auch durch dt. (labiodentales) /w/ wiedergegeben werden kann, zeigt sich in Impelwiza Grabs (urk. 1463 zeblewetzen, aus artr. plan
viaza 'Weisstannenboden'), dem etwa ein Barfeza Raggal (VNB I/4, 83) gleicher Herkunft gegenübersteht. Vielleicht spielt bei Lawena mit seinem -w- auch Einfluss von dt. Laui mit herein?
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Artr. *camps
lavina 'Lawinenböden' (?): Hieher vielleicht Gamslafina Balzers? Allerdings ist aufgrund der geringen Höhenlage (485 m) hier nur an Rüfen, nicht auch an Lawinen zu denken. Siehe auch unten s. v. rovina.
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